Veröffentlicht am 02.01.2024
Das Begleitprogramm „Learning by doing“ der Berliner Stadtmission schafft Begegnungsräume für Menschen mit Migrations- und Zufluchtsgeschichte und Menschen aus der Nachbarschaft. Ein Ort, wo nach Hilfe gefragt werden darf, und Lösungen gefunden werden. Sie unterstützen bei der deutschen Bürokratie, bieten Sprachcoachings an und schaffen einen Ort für Austausch und Gemeinschaft.
„Mir hat immer etwas gefehlt, an den Angeboten, die ich bis dahin kennengelernt habe. Ich hatte den Wunsch nach einem ganzheitlichen Ansatz, der alle einschließt und auf Augenhöhe stattfindet“, sagt Nina Lenz Rivas während sie mich durch die hellen Räumlichkeiten des Begleitprogramms „Learning by doing“ der Berliner Stadtmission in Spandau führt. „Ich wollte einen Rahmen schaffen, wo sich Menschen wie in einer großen Familie aufgehoben und unterstützt fühlen.“
Nina Lenz Rivas ist Initiatorin und Leiterin des Begleitprogramms, das Begegnungsräume für Menschen mit Migrations- und Zufluchtsgeschichte und Menschen aus der Nachbarschaft schafft. Ein Ort, wo nach Hilfe gefragt werden darf, und Lösungen gefunden werden. Sie unterstützen bei der deutschen Bürokratie, bieten Sprachcoachings an und schaffen einen Ort für Austausch und Gemeinschaft – sei es beim gemeinsamen Kochen, Musizieren oder Basteln. Angeschlossen ist zudem ein psychosoziales Präventionsprojekt. Finanziert wird das Begleitprogramm durch Mittel des Bezirksamts Spandau.
„Mit allen Personen, die zu uns kommen, führen wir ein Kennenlerngespräch. Wir wollen ein Gefühl für sie bekommen, damit wir ihnen ganzheitlich helfen können. Wir wollen die Menschen in Deutschland willkommen heißen, unterstützen, stabilisieren und sie fit machen für das Leben hier.“
Das Begleitprogramm zeichnet sich durch mehrere Merkmale aus: „Das eine ist das teamspezifische Matching, das heißt, wir bauen keine Abhängigkeitsbeziehungen auf, wie sie zum Beispiel bei Patenschaftsprojekten entstehen, sondern wir teilen die Aufgaben je nach Kompetenzen im Team auf. Die einen geben Nachhilfe, die anderen kümmern sich um Anträge und wieder andere gestalten den Kochabend. Zudem arbeiten wir ohne Sprechzeiten. Unsere Türen sind immer und für alle geöffnet. Wir wollen Barrieren abbauen, für alle da sein und gleichzeitig die Eigenverantwortlichkeit jedes Einzelnen fördern, denn nur so können Menschen, die nach Deutschland kommen, irgendwann auf eigenen Beinen stehen. Und wir sprechen untereinander Deutsch – auch das ist für uns ein zentraler Schlüssel für eine erfolgreiche Integration.“
Die freundlichen Räumlichkeiten im Bezirk Spandau, die an ein Ladencafé erinnern, haben sie erst vor knapp einem Jahr bezogen und frisch renoviert. Die Gestaltung ist bewusst sehr offen, um auch hier Zugangsbarrieren abzubauen. Neben Tischen, Stühlen, einer Sofaecke mit Kamin findet sich hier auch ein Foodsaver-Regal und eine Kleidertauschecke.
Im hinteren Teil findet sich ein weiterer großer Raum, mit Spielsachen und einem Wandregal mit Bildungsmaterialien, wo Nachhilfe angeboten wird. Daneben findet sich ein weiterer Raum, in dem die psychosoziale Beratung stattfindet.
„Aktuell kommen Menschen aus rund 55 Nationen zu uns, die von rund 145 Ehrenamtlichen begleitet werden. Das ehrenamtliche Engagement halten wir bewusst flexibel: Du kannst dich regelmäßig bei uns engagieren, aber auch nur für einen kurzen Zeitraum. Es kommen zum Beispiel Studierende zu uns, die sagen, sie haben jetzt drei Monate Zeit und würden gerne etwas machen. Manche gehen anschließend in eine andere Stadt oder ins Ausland, wollen aber weiterhin digital unterstützen. Wir schauen dann, wie wir das organisieren können. In der heutigen schnelllebigen Zeit, in der sich Lebensumstände sehr schnell ändern, ist das gerade in unserem Bereich, wo wir auf ehrenamtliche Unterstützung angewiesen sind, sehr wichtig.“
Seit 2017 wird das Begegnungsprojekt vom Bezirksamt Spandau finanziell gefördert. Auch für das kommende Jahr ist die Weiterförderung gesichert. Doch die aktuell angekündigten massiven Kürzungen im sozialen Bereich, die auch Projekte in Spandau betreffen, machen Nina Lenz Rivas große Sorgen.
„Es wird im Moment an Stellen gespart, wo nicht gespart werden dürfte, weil wir uns damit ein Eigentor schießen. Es werden weiterhin Menschen zu uns kommen. Menschen, die ihr Heimatland verlassen, leiden große Not – sei es aufgrund von Kriegen, Hunger oder Lebensbedingungen, die unmenschlich sind. Diese Not ist größer als die Grenzen, die erbaut werden. Die Politik denkt kurzfristig und erschafft dadurch Lücken, die nicht so schnell geschlossen werden können. Gute Projekte brauchen Zeit und können nicht von heute auf morgen aus dem Boden gestampft werden.“
Doch Nina Lenz Rivas ist keine Person, die aufgibt, sondern immer auf der Suche nach Lösungen ist und dabei ein enormes Durchhaltevermögen aufweist. Dies zeigte sich bereits 2017, als es um die finanzielle Förderung des Begleitprogramms ging und sie sich unermüdlich für ihre Idee stark machte. Mit Erfolg bis heute.
„Das ist eine Herzensarbeit für mich. Das gesamte Begleitprogramm und alle Menschen, die ein Teil davon sind, sind für mich wie eine große Familie. Daraus schöpfe ich jeden Tag meine Kraft und ich bin dankbar für diese Aufgabe.“
Und ein Aufruf zum Abschluss:
Seit Jahren möchte Nina Lenz Rivas eine Trommelgruppe auf die Beine stellen. Bisher ist es noch nicht gelungen. Falls Du dich angesprochen fühlst, freut sich das Begleitprogramm über Deinen Anruf.
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