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„Aktiv gegen Einsamkeit im Alter und im Sterben“ – Bericht über die 19. Fachtagung Palliative Geriatrie

Veröffentlicht am 29.10.2024

Ein Mann hält auf einer Konferenz eine Rede. Im Hintergrund ist eine Präsentation zu sehen: 19. Fachtagung Palliative Geriatrie Berlin "Aktiv gegen Einsamkeit im Alter & im Sterben"
Dirk Müller, Bereichsleiter, Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie, Unionhilfswerk, Foto: C. Pfister

„Aktiv gegen Einsamkeit im Alter und im Sterben“ – unter diesem Leitgedanken bot die 19. Fachtagung Palliative Geriatrie neue Einblicke in die existenziellen Herausforderungen des Alterns. Expert:innen beleuchteten, wie Isolation die Lebensqualität älterer Menschen beeinflusst und welche Wege aus der Einsamkeit führen können.

von Eveline Harder, ehrenamtliche Redakteurin des Landesnetzwerks Bürgerengagement Berlin e.V.

Die Fachtagung fand wie immer in der Konrad-Adenauer-Stiftung statt. Das Thema bot den Zuhörer:innen, analog wie digital, durch die viele profunden Referentinnen und Referenten neue Einblicke in das Problem der Einsamkeit im Alter. Dirk Müller, Veranstalter und Moderator begleitete durch die Tagung.

Dr. Joachim Klose, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung für Berlin, begrüßte alle Teilnehmer:innen und war über die große Besucherzahl erfreut.

Dann sprach per Videoschaltung aus Wien die Ehrenvorsitzende der Fachgruppe Palliative Geriatrie, Professorin Dr. Marina Kojer, in ihrem Grußwort, dass sie ungezählte Angehörige und Freunde auf dem Friedhof habe, dass es eine digitale Überforderung der alten Menschen gäbe und dass es eine rücksichtlose Zeit sei – ein Meilenstein, der in die Einsamkeit führt. Es fehlten der Respekt und die Wertschätzung in der Gesellschaft. Eine Schlussfrage stellte sie: „In welcher Welt wollen Sie denn leben und sterben?

Staatssekretärin Ellen Haußdörfer sprach für Dr. Ina Czyborra, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, ein Grußwort. Sie begann mit einem Ausspruch von Mutter Teresa: „Einsamkeit ist das Gefühl, unerwünscht zu sein.“ Das Einsamkeitsbarometer der Bundesregierung liege inzwischen vor. Sie wartete mit etlichen Zahlen auf und schloss mit dem Satz: „Einsamkeit heißt, dass das, was das Herz glücklich macht, fehlt.“

Dann ergriff der neue Vorstandsvorsitzende vom Unionhilfswerk Michael Dietmann das Wort. Den Einsatz von Validation bei Demenzerkrankten hob er hervor und betonte, dass die Achtsamkeit im Zusammenleben eine große und effektive Rolle spielt.

Eine Frau hält auf einer Konferenz eine Rede.
Dr. Elisabeth Jentschke, Universitätsklinikum Würzburg
Ein Mann mittleren Alters, mit Anzug und Brille hält eine Rede auf einer Konferenz.
Dr. Volcan Aykac, Facharzt im Evangelischen Geriatriezentrum der Charité
Eine ältere Frau mit schulterlangen Haaren sitzt lächelnd im Bett und hält einen Kuchen in den Händen, auf dem Kerzen die Zahl 102 zeigen. Neben ihr steht ein Mann mittleren Alters mit kurzen dunklen Haaren und Brille, vermutlich ein Arzt, der sie im Arm hält.
Fotos: C. Pfister

Über drei Themen soll berichtet werden. Dr. Elisabeth Jentschke, Universitätsklinikum Würzburg, sprach zu „Das Leben lohnt ja gar nicht mehr …“. Es ging um die Würde am Lebensende. 5 Prozent der Menschen sterben plötzlich, 95 Prozent benötigen eine Pflege, das führe zu Würdeverlust. Gedanken wie „Ich bin eine Last für andere“ oder „eine Last für die Angehörigen zu sein“  erhöhten den Todeswunsch. Dies führe zur Isolation, zum Gefühl der Wertlosigkeit und zur Lebensunzufriedenheit. Sie endete mit der Frage an das Publikum: „Welche Ziele haben Sie für die Zeit, die Ihnen noch bleibt?“ (Bucket Liste)

Dr. Volcan Aykac, Facharzt im Evangelischen Geriatriezentrum der Charité, informierte in seinem Vortrag „Einsamkeit macht krank“, welchen Stellenwert das Thema in der Palliativen Geriatrie hat. Die Volkskrankheit der alten Menschen ist die Einsamkeit. Zwei Einsamkeitsbeauftragte gibt es in Berlin: Annabell Paris und Katharina Schulz in Reinickendorf. Es ist zu hoffen, dass weitere Bezirke nachziehen. Damit ist das Problem nicht gelöst. Im Internet ist bei den Maltesern ein Papier veröffentlicht „Tipps gegen Einsamkeit im Alter“. In seiner schnurrigen Rede empfahl er als Ersatz „Schokolade“ oder „Cannabis“! Siehe auch kompetenznetz-einsamkeit (KNE).

Professor Dr. Andreas Lob-Hüdepohl, Katholische Hochschule Berlin, Mitglied im Ethikrat, hatte das Thema „Einsamkeit. Existenzielle Erfahrungen und gesellschaftliche Herausforderung“. Nicht nur die Würde, sondern die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft durch die physische Präsenz in Nähe der Familie durch Berührung sei wichtig. Die Nichterfüllung von Erwartungen kann zu Isolation führen. Unter anderem führte er auf: Sorgende Nachbarschaften sowie leben und sterben zu können, wie man möchte.

Er schloss mit Rainer Maria Rilkes Worten: „Oh Herr, gib jedem seinen eignen Tod. Das Sterben, das aus jenem Leben geht, darin er Liebe hatte, Sinn und Not.“

Für den Nachmittag wurden wie immer vier Workshops angeboten, um die Themen zu vertiefen.

Die 20. Fachtagung Palliative Geriatrie findet am 10.10.2025 statt.

Ein großer Dank geht an Dirk Müller, MAS Palliative Geriatrie Berlin und Birgit Krug, die beide die Tagung hervorragend vorbereiteten und durchführten.

Dieser Beitrag wurde von Eveline Harder aus unserer AG Redaktionsteam verfasst – herzlichen Dank dafür!

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