Veröffentlicht am 30.10.2022
Die 17. Fachtagung Palliative Geriatrie Berlin am 14. Oktober 2022 diskutierte über das Thema „Wenn alte Menschen sterben wollen“
von Eveline Harder
Die Fachtagung, geleitet von Dirk Müller, MAS Palliativ Care, fand wieder im Konrad-Adenauer-Haus im Tiergarten statt. Ca. 300 Personen waren anwesend, weitere Teilnehmer:innen per Video zugeschaltet. Wie immer gab es ein reichhaltiges Programm mit vielen interessanten und bewegenden Vorträgen und Sessionen. Dirk Müller begann mit der Aussage: „Was keiner übersteht, ist das Leben. Und was bleibt?“ Ein Verständnis dafür zu entwickeln vom Leben und Gehenlassen und wie dann umgehen mit der Leere. Jeder dritte Deutsche würde den Suizid vorziehen anstatt ins Pflegeheim zu gehen. Wenn alte Menschen lebensmüde sind, verstärken sich die Suizidgedanken. Hier gilt es in der Palliativen Geriatrie, die Patienten zu betreuen, zu begleiten und ihnen die Ängste bei assistierten Suizid zu nehmen.
Das Grußwort von Marina Kojer, der Ehrenvorsitzenden der Fachgesellschaft, sie wurde per Video aus Wien zugeschaltet, war sehr berührend. Berichtete sie doch aus ihrem Alltag als Hochaltrige, über das Nachlassen der Kräfte, über Abhängigkeiten und über die Unbillen des täglichen Lebens.
Professor Dr. Ralf Jox aus Lausanne sprach über „Sterbewünsche in der Palliativen Geriatrie. Wo und wie begegnet uns dieses Thema“. Er erläuterte an einigen Fachbeispielen Sterbewünsche in der Palliativen Geriatrie. Patienten sind zum Beispiel Mitglied bei EXiT oder Digitas, um die Möglichkeit des Suizids zu erhalten. Nicht immer bedeutet aber eine solche Mitgliedschaft, dass davon Gebrauch gemacht wird. Es kommt auf die jeweilige gesundheitliche Verfassung und Gemütslage an. Verstärkt werden diese Todesgedanken durch Alleinsein, keine Angehörigen und keine Freunde mehr und gesundheitliche Beschwerden aller Art. Er schloss mit dem Text des Reinhard-May-Liedes: „Lass nun ruhig los das Ruder …“.
Dr. Roland Kunz aus Zürich hatte das Thema „Wie kann ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben und Sterben alter und hochbetagter Menschen bis zuletzt gesichert werden“. Er verlas einen Text einer 87-jährigen Patientin: „Ich bin wie eine Rose im Garten, die ständig Blätter verliert und irgendwann bleibt nur noch der Stiel stehen, der schließlich abbricht und das ist auch gut so.“ Hier stellt sich nun die Frage, was kann die Palliative Geriatrie im Umgang mit Sterbewünschen tun? Es bieten sich Gespräch- bzw. Kommunikationsbereitschaft, das Auseinandersetzen mit der eigenen Endlichkeit sowie die Berücksichtigung des Total Pain Konzepts an. Die Gewissheit, am Ende selbst entscheiden zu dürfen, könnte neben der Schmerzlinderung ein Faktor sein, der den Patienten die Angst vor dem Sterben nimmt.
Passend dazu abschließend ein Gedicht von Hermann Hesse: „Einschlafen dürfen, wenn man müde ist, und eine Last fallen lassen, die man schon lange getragen hat, das ist eine wunderbare Sache“.
Der Gedankenaustausch in den Pausen gab noch einmal die Möglichkeit, sich mit der Thematik auszutauschen.
Eveline Harder, Fotos: Claudia Pfister
LANDESNETZERK BÜRGERENGAGEMENT BERLIN – Blogbeitrag von Eveline Harder zuletzt überarbeitet 30.10.2022
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